Kolping und Handwerk

Interview mit Bernhard Blanke Vizepräsident der Handwerkskammer Münster

2024 findet in der Handwerkskammer Münster die Wahl zur Vollversammlung statt. Warum ist das ehrenamtliche Engagement in den Gremien der Handwerkskammer so wichtig?

Alle 5 Jahre finden in den Handwerkskammern Wahlen statt. Hier haben wir die Möglichkeit mit zu gestallten. In der Selbstverwaltung wird der Rahmen für die Kammer gestaltet. Aus- Fort- oder Weiterbildung, von Gesellen- bis zur Meisterprüfung ist ohne das Ehrenamt nicht denkbar. Das Ehrenamt beschließt in der Vollversammlung das Handeln der Kammer.

Die Vollversammlung der Handwerkskammer wird zu einem Drittel durch Arbeitnehmer (Kolping und DGB) und zu zwei Drittel von Arbeitgebern besetzt. Was genau wird in der Vollversammlung der Handwerkskammer entschieden und wie können Ehrenamtliche dieses Gremium aktiv mitgestalten?

Die Vollversammlung besteht zu 2/3 aus Arbeitgebern das ist richtig. Das ist traditionell bedingt, da es früher viele kleinere Gewerke gab, die nur einen kleinen Betrieb hatten mit wenigen Angestellten wie zum Beispiel Schornsteinfeger, Schneider, Schuster, etc. und Betriebe mit vielen Mitarbeiten wie Zimmerleute, Metallbauer, Maurer. Neben Prüfungs-Ordnungen, -Ausschüssen und –Kommissionen die der Berufsbildungsausschuss zuvor beschlossen hat, wird auch der Haushalt der Kammer besprochen und verabschiedet.

Wenn ich Interesse habe, mich im Rahmen der Vollversammlung zu engagieren, welche Voraussetzung muss ich erfüllen?

Um in die Vollversammlung gewählt werden zu können, muss man einen Gesellenbrief im Handwerk haben und in einem Betrieb tätig sein, der in der Kammer eingetragen ist.

Gibt es neben der Vollversammlung noch weitere Bereiche in der Handwerkskammer, in denen sich Ehrenamtliche engagieren?

Ja durchaus. Prüfungsausschüsse in allen möglichen Handwerken warten auf Unterstützung und sind Dankbar wenn das Team mit aktueller Fachkompetenz bereichern wird.

Bernhard du bist Vizepräsident der Handwerkskammer Münster. In Münster wird der Vizepräsident traditionell vom Kolpingwerk Diözesanverband Münster gestellt. Wofür steht Kolping im Handwerk und welche Themen erachtest du als besonders wichtig?

Adolph Kolping war es, der den Wandergesellen ein Zuhause gab. Er hat mit seinem Werk geschafft, das sich Gesellen zusammengeschlossen haben und in den Kolpinghäusern eine Unterkunft fanden. Heute sind es nicht mehr die Gesellen, die eine bezahlbare Wohnung auf der Walz suchen, sondern die Auszubildende, die in Jugend und Azubi Wohnen mit sozialer Betreuung ein Zuhause finden sollten. Leider gibt es hier noch viel zu wenig Angebote. Ich würde mich freuen, wenn wir auch hier mehr Möglichkeiten schaffen könnten.

Mit Blick auf die auf zukünftige Herausforderungen im Handwerk, was würdest du dir von der Politik wünschen und welche Möglichkeit gibt es, diese Anliegen in die Politik zu tragen?

In den nächsten Jahren haben wir eine Mamut Aufgabe zu stemmen. Die Demographie ist hier der Dreh- und Angelpunkt. In den nächsten Jahren kommen auf 100 Personen die in Rente gehen nur 70 nach. Wir brauchen Jede und Jeden. Zurzeit haben wir rund 2,8 Mill. Personen zwischen 25 und 35 ohne einen Abschluss. Hier muss die Politik die Rahmenbedingungen schaffen das niemand verloren geht.
Durch stetigen Dialog mit den Politikern auf Bundes-, Landes- und Kommunaler- Ebeneschaffen wir die notwendige Aufmerksamkeit.