31.05.2022

Auf dem Weg bis zum Wallfahrtstag

Am 12. Juni steht mit der Diözesanwallfahrt in Billerbeck für unseren Diözesanverband Münster ein besonderes Ereignis bevor.
Das Motto der Wallfahrt „GeHsegneT“ ist bewusst mehrdeutig interpretierbar gewählt. Wir möchten gesegnet sein, möchten uns unter Gottes Schutz wissen. Denn Segen bedeutet nichts anderes als „Gutes zusprechen“ oder Gutes empfinden.
Sicher hat jeder Mensch so seine Geschichten mit dem Segen, dem gesegnet werden.
Wir möchten während der nächsten Wochen die Zeit bis zum Wallfahrtstag mit Gedanken von Kolpingmitgliedern auf unserer Homepage begleiten und unseren Leser:innen als Impulse anbieten. (rk)

„Bereket“ - Geh, mein Mädchen, sei gesegnet.

Von Christa Haverkock


„Bereket“ das heißt „Segen“ auf Kurmanji.
Hätten Sie das gewusst? Nein? Ich auch nicht.
Inzwischen weiß ich nicht nur das, sondern kann auch auf Kurmanji bis zehn zählen und weiß was „Petersilie“ heißt.

Eine junge Frau aus Syrien, die ich gemeinsam mit einigen anderen Mitgliedern unserer Gemeinde im letzten Jahr im Kirchenasyl betreut habe, hat es mir beigebracht.

Sie war Analphabetin, konnte weder schreiben noch lesen und sprach nur Kurmanji, aber sie war trotz aller traumatischen Erlebnisse auf ihrer Flucht lebensfroh, aufgeschlossen und sie war klug. Und als sie uns nach einem halben Jahr wieder verlassen musste, konnte sie ihren Namen und einige deutsche Wörter sprechen, schreiben und lesen – und bis zwanzig (!) zählen.

Wenn wir im Esszimmer des Pfarrhauses zusammen lernten, dann wurde viel gelacht und gestikuliert - mit Händen und Füßen eben.
Und bei den gemeinsamen Mahlzeiten betete sie auf ihre Weise mit.

Manchmal musste ich, da ich im ehrenamtlichen Beerdigungsdienst tätig bin, unsere gemeinsamen Nachmittage absagen und sie verstand sehr schnell was das bedeutete. Sie machte dann ihre eigenen Gesten für „beten“ und „tot“.

Als nach Weihnachten der Tag und am Ende der traurige Moment des Abschieds gekommen war, legte ich dieser wunderbaren und so mutigen jungen Frau, die mir so ans Herz gewachsen war, die Hand auf den Kopf und zeichnete ein Kreuzzeichen auf ihre Stirn, so wie meine Mutter es bei mir früher machte, wenn ich das Haus verließ.

Ein Leuchten ging durch das Gesicht meiner jungen Freundin und mit Tränen in den Augen sagte sie: „Aahh! Bereket!“ Sie hatte verstanden.

Geh, mein Mädchen, sei gesegnet und auf Wiederseh(g)nen !


Christa Haverkock
Kolpingsfamilie Burgsteinfurt

Christa Haverkock
 
 

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