04.10.2019

„Was der Staat an seinen Christen hat“

Kolping-Mandatsträger aus der Region Land Oldenburg im Dialog mit Dr. Andreas Püttmann, Manuel Hörmeyer und Harold Ries

Das Kolpingwerk Diözesanverband (DV) Münster hatte die Kolping-Mandatsträger aus Gesellschaft und Politik aus dem Landesverband Oldenburg zu einer Podiumsdiskussion nach Damme eingeladen. Anlass dieses als lockeren Dialog moderierten Formates, das in allen neun Regionen des Kolping-Diözesanverbandes angeboten wird, ist das 160-jährige Bestehen des Kolpingwerkes im Bistum Münster. Seit 160 Jahren und in unseren nach wie vor heutigen herausfordernden Zeiten werden Fragen von christlichen Werten in Kirche, Wirtschaft und Politik erörtert. Unter der Moderation von Uwe Slüter (Kolping-Geschäftsführer des DV Münster) und Anke Heining (Verbandsreferentin) standen 

  • Dr. phil. Andreas Püttmann (Politikwissenschaftler, Journalist und Publizist),
  • Manuel Hörmeyer (stellv. Bundesvorsitzender Kolpingwerk Deutschland),
  • Harold Ries (Diözesanvorsitzender Kolpingwerk DV Münster)

auf dem Podium Rede und Antwort. Nach einem Impulsreferat „Was der Staat an seinen Christen hat“ von Dr. Andreas Püttmann gab es mit den gut 30 geladenen Gästen interessante Dialoge rund um „Christliches Engagement in Kirche und Gesellschaft“, dem vielschichtigen Themenkomplex des Vormittages. Hochinteressant waren die Bestandsanalysen von Andreas Püttmann: Das Vertrauen zur katholischen Kirche sei in den letzten drei Jahren auf nur noch 18 Prozent in der Bevölkerung gefallen. „Der Vertrauensverlust ist bis in den Kern der Kirche und Gemeinden vorgedrungen.“ Demgegenüber belegte Püttman mit vielen eindrucksvollen Zahlen den großen gesellschaftlichen Auftrag, den die katholische Kirche übernehme: 

  • 9300 Kitas mit 95.000 Angestellten;
  • 900 kath. Schulen;
  • 17 Jugendorganisationen;
  • 577 Einrichtungen der Erwachsenenbildung;
  • 22 Hochschulen;
  • 43 eigene Museen.


„Das Christsein ist das größte Gegenüber zum Rechtspopulismus!“

Dr. Püttmann stellte Studien zum Verhalten kirchennaher, kirchenferner und Nicht-Christen vor. Christen seien eher pflichtbewusster und rechtstreuer. „Das Christsein ist das größte Gegenüber zum Rechtspopulismus!“ Ein wirklicher Christ fühle sich nicht auf nationale Grenzen beschränkt, sondern weltweit über Grenzen hinweg mit anderen Christen verbunden.
Eine interessante Zuschauerfrage hierzu lautete: „Ist es kein Wiederspruch, wenn die Kirchen als Bollwerk gegen einen Werteverfall gesehen werden, zugleich dieser Institution nur noch von 18 Prozent der Bevölkerung Vertrauen geschenkt wird?“
Dr. Püttmann nannte den Aspekt, dass es gerade in den kirchlichen Einrichtungen wieder ein deutliches Bekenntnis zur Kirche und zu den Grundlagen des Christentums geben müsse. „Es benötigt eine Bildungsanstrengung erstmal unter den Katholiken, um wieder sprachfähig über den Glauben zu werden. Viele wissen nicht mehr, was in der Bibel steht.“

Mit Taten predigen

Moderator Uwe Slüter warf den Aspekt ein, er halte es für wichtig, mit Taten zu predigen und nicht nur mit Worten. So müssten auch nach bestimmten Aussagen und Beschlüssen nun Taten in der Kirche folgen.
Dazu äußerte sich Manuel Hörmeyer für seine Generation: „Viele junge Menschen brechen gar nicht mit ihrem Glauben, sondern mit der Institution Kirche.“
Harold Ries sah Potential, das seitens Kolping angeboten werden könne: „Wir können als Verband und mit unseren Einrichtungen in unserer Arbeit und unserem Handeln kirchenferne aber aufgeschlossene Menschen wieder an das Christentum heranführen.“

„Synodaler Weg“ – alles schon mal da gewesen

Ein weiteres Thema war der „synodale Weg“, den die deutschen Bischöfe als gemeinsamen Weg für Reformgespräche mit Klerikern und Laien beschlossen haben.
Dr. Andreas Püttmann sieht diesen kritisch, denn alles was heute im synodalen Weg diskutiert werden soll, sei von 2011 – 2015 im Gesprächsprozess schon behandelt worden. Teilweise auch schon in der Würzburger Synode. „Es muss nur angepackt und umgesetzt werden. Ich sehe für einen synodalen Weg keine neuen Beschlüsse, die es nicht schon eh gibt.“ Allerdings plädierte Püttmann: „Es muss mehr Frauenpower in der Kirche Einzug halten. Aber mit Blick auf die Weltkirche wird es nicht zu einem Frauenpriestertum in der katholischen Kirche kommen.“
Harold Ries befürchtet, dass es im Zusammenhang mit Maria 2.0 große Enttäuschungen in der Kirche geben werde. „In der Kirche und der Gesellschaft müssen wir wieder dazu kommen, dass auch andere Meinungen zugelassen und akzeptiert werden und nicht nach einer Sitzung direkt gewittert wird, dass man dagegen war.“

Text: Rita Kleinschneider / Daniel Fissenewert

Stellten sich in Damme zum 160-jährigen Jubiläum des Kolpingwerkes DV Münster den Fragen des Publikums und der Moderatoren (v. li.) Anke Heining und Uwe Slüter: Dr. Andreas Püttmann, Manuel Hörmeyer und Harold Ries.  
Stellten sich in Damme zum 160-jährigen Jubiläum des Kolpingwerkes DV Münster den Fragen des Publikums und der Moderatoren (v. li.) Anke Heining und Uwe Slüter: Dr. Andreas Püttmann, Manuel Hörmeyer und Harold Ries.

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